Berufliche Perspektiven

Auf die Frage nach den beruflichen Perspektiven mit einem Bachelor-Abschluss ist nur schwer eine pauschale Antwort zu geben. Die pauschale Einschätzung vieler Kritiker der neuen Studiengänge, es gebe keine Aussichten, ist sicher falsch, doch hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass, anders als in technischen Berufen, für den Einstieg in eine interessante und anspruchsvolle berufliche Tätigkeit in aller Regel ein Masterabschluss benötigt wird, auch im Bereich außerhalb der Wissenschaft.

Wichtig hervorzuheben ist, dass die Art und Weise, wie die Freiheit des Studiums genutzt wird, von entscheidender Bedeutung ist: Die reine 'Papierqualifikation' ist für den beruflichen Erfolg in der Regel nicht ausreicht - individuelles Engagement auf möglichst vielen Ebenen muss hinzukommen: nach Möglichkeit eine kurze Studiendauer, im gute Bewertungen, zusätzliche Qualifikationen und Erfahrungen durch Praktika, Auslandsaufenthalte und andere Initiativen.

Wege nach dem Bachelor-Abschluss

Prinzipiell wollen die Bachelor-Studiengänge auf drei mögliche Wege vorbereiten:

a. Wissenschaft. Die erste Option besteht darin, den Weg zu höheren wissenschaftlichen Qualifikationen weiterzugehen (Master of Arts; Promotion). Um hierfür ausreichende Voraussetzungen zu bieten, fordert der Studiengang nicht nur die Aneignung von Wissensstoff, sondern führt auch zum selbständigen Umgang mit wissenschaftlichen Fragestellungen und zu eigener Urteilsbildung hin (Referate, Seminararbeiten, Projektarbeit). Der erfolgreichen Überleitung auf ein weiterführendes Studium dienen noch zwei weitere Strukturelemente: Zum einen findet im Laufe des Studiums oder bereits bei Beginn eine Fokussierung auf eine der archäologischen Disziplinen statt. Zum anderen haben die Absolventen die Möglichkeit, im Rahmen des B.A.-Studienganges Kenntnisse in den Alten Sprachen zu erwerben, die bei der Aufnahme eines weiterführenden Studiums erforderlich sind.

b. Wissenschaftsnahe Berufstätigkeit. Eigentliche und im Gegensatz zu den Magister-Studiengängen ausdrücklich angesprochene Zielgruppe des B.A.-Studienganges sind Absolventen, die im wissenschaftsnahen Bereich - Wissenschaftsvermittlung im weitesten Sinne: Museen, Medien, Tourismus, Kulturbehörden, Grabungsfirmen - beruflich tätig werden. Ein hoher Praxisanteil ist in das Studienprogramm integriert, um so potentielle spätere Berufsfelder - und potentielle Arbeitgeber - bereits im Laufe des Studiums kennenzulernen.

c. Wissenschaftsferne Berufstätigkeit. Im angelsächsichen Bereich ist diese Perspektive lange etabliert, in Deutschland erst in der Entwicklung begriffen: Den geisteswissenschaftlichen Abschluss als Nachweis der individuellen Leistungsfähigkeit und damit auch der Berufsbefähigung zu verstehen. Dabei ist die relative kurze Zeit von drei Jahren gerade ein Vorteil gegenüber den auslaufenden Magister-Studiengängen mit ihrer de facto-Studienzeit von fünf, sechs oder mehr Jahren, da die Absolventen einmal noch sehr jung sind und mit 22, 23 Jahren ohne weiteres eine Weiterbildung oder erste Beschäftigung im Bereich von Wirtschaft und Verwaltung angehen können, und sie zum anderen sich nicht erst von der jahrelangen Vertiefung in die Welt eines spezifischen Studienfaches befreien müssen.

Orientierung beim Zugang zu Berufsfeldern außerhalb des engeren Bereichs von Forschung und Wissenschaft erhalten Absolventen der geisteswissenschaftlichen Fächer inzwischen durch eine Reihe von Publikationen und Initiativen, s. etwa Th. Mattern - C. Dobiat, Wunsch und Wirklichkeit. Alternative Chancen für Archäologen (Münster: Scriptorium 2001), eine Sammlung von Beiträgen zum Thema "Studium der Archäologie und was dann? - oder: Gibt es ein (lebenswertes) Leben nach dem Archäologiestudium?" (2007), den Erfahrungsbericht (2017) von Martin Miller oder die Informationsangebote des Deutschen Archäologenverbands (2018).

Der Dachverband archäologischer Studierendenvertretungen stellt umfangreiche Informationen zum Thema" Archäologische Berufswelten" zur Verfügung und veranstaltet in unregelmäßigen Abständen Berufsmessen: www.archaeoworks.de.

Die Universität Mainz bietet häufig Veranstaltungen zu beruflichen Perspektiven von Absolventen der Geisteswissenschaften an und lädt Vertreter der beruflichen Praxis als Referenten ein: www.career.uni-mainz.de/vortragsreihe.